13. Erweiterung oder Neubau des Feuerwehrstützpunktes?

Bekanntlich wird das 1963 errichtete Gerätehaus „Auf der Zinn 18“ im Jahre 1971 um zwei Fahrzeugboxen erweitert. Diese Baumaßnahme gilt inzwischen jedoch als „nicht ausreichend“. Der Prüfbericht des Regierungspräsidiums in Gießen  vom 30. Juni 1986 enthält bereits die Anmerkung: „ein ausreichend breiter Verkehrsweg im Feuerwehrgerätehaus ist nicht vorhanden, die Torausfahrten an vier Toren sind zu schmal ... “

 

Das Fehlen eines separaten Umkleideraumes führt zur Aufstellung der Kleiderspinde quer über die gesamte Rückfront der Fahrzeughalle, so daß sich die Einsatzkräfte hinter den Fahrzeugen umkleiden müssen, wobei sie wegen einer fehlenden Absauganlage, Auspuffgasen in erhöhtem Maße ausgesetzt sind.

 

Der Einsatzleitwagen und der Ölschadenanhänger sind zwischen zwei Fahrzeugen hinter Torpfosten, das Rettungsboot quer hinter den Fahrzeugen geparkt.

Das Flutlichtfahrzeug, der Gerätewagen-Nachschub und die übrigen Anhänger sowie ein Lager für Ölbinde- und Schaumlöschmittel sind in angemieteten Garagen, ca. 300 bzw. 700 m vom Stützpunkt entfernt, untergebracht.

 

Diese Zustände veranlassen die Verantwortlichen der Wehr Ende 1988 einen Antrag zwecks Verbesserung dieser Situation an die zuständigen Gremien der Stadt zu richten. Seit die­sem Zeitpunkt werden vielfältige Lösungsmöglichkeiten geprüft und diskutiert:

 

-      Erweiterung am alten Standort bzw. gegenüber (1989/90),

-      das Betriebsgelände der Spedition JELLEN, Kreuzweg (1991),

-      Neubau an zwei möglichen Standorten in der unteren Bahnhofstraße (1992/93) sowie

-      Verlagerung des Stützpunktes auf das Gelände der „Auerhahn-Brauerei“ (1993/94).

 

All diese Pläne scheitern mangels einer sinnvollen Erweiterungsmöglichkeit, der ungünstigen Lage oder den finanziellen Forderungen. Zu berücksichtigen sind auch die Um- bzw. Neubaukosten im Vergleich zu den Vorteilen eines Neubaus an einem anderen Standort.

13.1 Die Lösung

Die Aufgabe des möglichen Standortes „Brauerei“ führt im Jahr 1996 zur Prüfung einer Verlagerung des Stützpunktes auf ein Teilgrundstück des Landwirtes TRIER, Salzschlirfer Straße 98. Diese Überlegungen führen letztendlich zum Erwerb einer 7.100 m2 großen, südlich der Hofreite gelegenen, Wiese durch die Stadt.

 

Die Gesamtplanung erfolgt im engen Einvernehmen mit dem Vorstand der Wehr und Stadtbrandinspektor WEICKERT. In einer Vielzahl von gemeinsamen Sitzungen werden die Vorstellungen der Feuerwehr hinsichtlich eines taktisch sinnvollen Einsatzes, Übungsbetriebs und der Pflegearbeiten eingebracht.

 

Der mit 1.366 m2 Nutzfläche zu errichtende Neubau umfaßt:

 

-      eine Halle mit zehn Fahrzeugstellplätzen

(davon einer als Wasch­platz),

 

-      eine Schlauchwaschanlage mit Schlauchlager,

 

-      eine Atemschutzwerkstatt,

 

-      einen Lagerraum für Sandsäcke, Ölbindemittel,

Schaumlösch­mittel,

 

-      Umkleideräume (männlich und weiblich),

 

-      Büro und Einsatzzentrale (Funkraum),

 

-      Sanitärräume

 

-      ein Schulungsraum für Aktive und Jugendfeuerwehr (mit kleiner Küche),

 

-      ein Instrumentenraum für den Spielmannszug sowie

die Kleiderkammer und ein Lehrmittelraum.

 

 

Zu Ausbildungszwecken wird im Hofbereich ein Schacht und jeweils ein Über- und Unterflurhydrant errichtet. Dem Umweltschutz wird Rechnung getragen durch Verwendung des Niederschlagswassers (Dachbereich) zur Schlauch- und Fahrzeugpflege.

13.2 Die Finanzierung

Die Gesamtkosten lt. Voranschlag und Ausschreibung sämtlicher Gewerke belaufen sich auf 4 Millionen DM. Eine Kostenreduzierung auf 3,5 Millionen DM erscheint realistisch, wobei die Eigenleistungen der Feuerwehraktiven mit 220.000 DM veranschlagt werden. Der Beihilfebescheid über die Zuwendung des Landes Hessen in Höhe von 1,55 Millionen DM ist am 21. April 1997 eingegangen, an Kreisbeihilfe werden 275.445 DM erwartet. Der Anteil der Stadt beträgt 1,45 Millionen DM.

Nach Sicherung der Gesamtfinanzierung erfolgt am 6. Juni 1997 der erste Spatenstich.

 

„Und nun, du Glas fahr hin zum Grunde - geweiht sei dieser Bau zur Stunde“.

Mit diesen Worten kann, nach einer nahezu rekordverdächtigen Bauzeit von nur dreieinhalb Monaten, am 27. September in Anwesenheit von Landrat Hans-Ulrich LIPPHARDT, Bürgermeister Hans-Jürgen SCHÄFER  und Architekt Hans JAKOB das Richtfest gefeiert werden.  Neben Stadtbrandinspektor Walter WEICKERT, Wehrführer Karl-Heinz DÜRR, Stabführer des Spielmannszuges Harald ERZGRÄBER sowie einigen „Aktiven“ der Feuerwehr nehmen auch viele Magistrats- und Parlamentsmitglieder an dieser Feierstunde teil.

 

Die Fertigstellung und der Bezug des neuen Feuerwehrhauses bis zum 150-jährigen Jubiläum der Wehr im Juni 1998 ist leider nicht möglich. Grund hierfür sind die umfangreichen und zeitaufwendigen Eigenleistungen, zumal der 14-tägige Übungsbetrieb keine Einschränkung erfahren soll. In jedem Fall wird die Einweihung und Übergabe des neuen Feuerwehrhauses einen weiteren Markstein darstellen, sowohl in der Geschichte der Wehr, als auch in der Entwicklung der Stadt Schlitz.

Der Neubau des Feuerwehrstützpunktes an der Salzschlirfer Straße von den Anfängen bis zur Rohbaufertigstellung im Oktober 1997.