Vorwort

Ein Jubiläum veranlaßt nicht selten zur Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte. In der Erkenntnis, daß 150 Jahre Dienst am Nächsten der Wehr Schlitz eine heraus- ragende Stellung verleihen, entstand die vorliegende Chronik als ein „geschichtlich fundiertes Zeitzeugnis“, das einen Zeitraum von mehr als 400 Jahre Feuerlöschwesen in unserer Stadt zum Inhalt hat.

Wir werden Zeitzeugen davon, wie ungeheuer schwierig es unsere Vorfahren hatten, dem „Dämon“ Feuer gegenüber zu bestehen; wir erfahren von Feuerläufern, Rettungswachen, Wasser- und Spritzenmannschaften sowie von Männern, die den Brandschutz zu ihrer ureigensten Aufgabe machten.

Nachvollziehbar werden für unsere Generation die damit verbundenen Probleme bis hin zur fortschreitenden Technisierung im 19. Jahrhundert, die dann eine wesentlich effektivere  Brandbekämpfung ermöglichte und in ihrem weiteren Verlauf zur heutigen Perfektion führte.
 
Es fällt auf, daß die nahezu wissenschaftliche Aufarbeitung des Themas nicht in einer bloßen Aneinanderreihung von Begebenheiten und Abläufen erstarrt, sondern durch Einfügen einer reichhaltigen Illustration und kleiner Episoden eine wohltuende Auf- lockerung erfahren hat.

Wir sind deshalb überzeugt, daß diese hervorragend gestaltete Schrift, die gleichermaßen einen wesentlichen Bereich der Geschichte unserer über tausendjährigen, altehrwürdigen Burgenstadt beschreibt, auch für den „Feuerwehrlaien“ eine interessante Informationsquelle darstellt.

Unser Dank gilt dem engagiert zu Werke gegangenen Verfasserteam, unserem ehemaligen Aktiven und langjährigen Geschäftsführer der Wehr, Heinrich HAHN; dem in der Aufarbeitung von heimatgeschichtlichen Themen versierten Freund der Feuerwehr, Hans Peter SAURWEIN und nicht zuletzt den aktiven Mitgliedern Rolf und Steffen HAINER, die mit Hilfe modernster Technik dem Gesamtwerk den passenden Rahmen verliehen haben.

Dank aber auch den Sponsoren, die - unter Verzicht auf eigene Werbeanzeigen - die finanzielle Basis für die Herausgabe dieser Chronik geschaffen haben.

Walter WEICKERT                                               Karl-Heinz DÜRR

Stadtbrandinspektor                                            Wehrführer

Chronik der Freiwilligen Feuerwehr 1848 Stadt Schlitz

Einleitung

Daß die Völkerschaften der Germanen keine Städte bewohnen, ist hinreichend bekannt, ..... ihre Dörfer legen sie nicht in unserer Weise an, daß die Gebäude verbunden sind und aneinanderstoßen: Jeder umgibt sein Haus mit freiem Raum, sei es zum Schutz gegen Feuersgefahr, sei es aus Unkenntnis im Bauen,“ notiert bereits um das Jahr 100 nach Christus der römische Historiker Tacitus.

Die fast ausschließlich agrarisch strukturierte Wirtschaft im Merowinger- und Karolingerreich bedarf der Städte in Germanien nicht. Der Städtebau außerhalb der römischen Gebiete Germaniens beginnt auch erst ca. 1.000 Jahre später.

Kommen wir auf Tacitus’ Aussage zurück, so ergeben seine Überlegungen den Schluß, daß Städtewesen und Brandschutz zusammenhängen. Neue, enge Siedlungsweisen erhöhen die Brandgefahr soweit, daß Brandschutz notwendig wird. Bereits 1334 erscheint in Göttingen eine frühe schriftliche Feuerordnung.

Andere Städte folgen:
Zwickau 1348, Erfurt 1429, Lübeck 1461 und Hamburg 1462. Wir müssen aber grundsätzlich davon ausgehen, daß das Institut der Feuerordnungen älter ist als die hier überlieferten Jahreszahlen, denn städtische Verordnungen wurden als „Bürgersprachen“ den Bürgern mündlich bekannt gemacht.

Älteste Darstellung der Schlitzer Altstadt (MEISNER-Stich aus dem Jahr 1624).