Schlitzer FW-Abordnung anläßlich des 1. Kreisfeuerwehrtages am

30. Juli 1899 in Lauterbach.

 

 

Obere Reihe: Wilhelm METZENDORF, Fritz SCHUL (Im Grund), Philipp Habicht (Schlosser), Unbekannt

 

2. Reihe mit Hornisten: Karl FEHR, Heinrich FEICK (Grabenberg), Johann HÜHN sen. (Hut-Hühn), Carl REINHARDT

 

3. Reihe: Johann FEND (Schreiner), Paul HOFFMANN (Kommandant), Karl DECHER (Schlosser), Christian BREHM (a. d. Sengelbach), Johann PAUL (Schreiner)

 

Sitzend: Friedrich ECKHARDT (Hainbuche), Heinrich BLUM (Untergasse), Otto WEISS (am Marktplatz), Unbekannt

5. Unter Kaiser Wilhelm II. und der Weimarer Republik

Quellenhinweis: Alle Daten und Fakten aus der Zeit von 1902 bis zur Gegenwart basieren - soweit keine zusätzlichen Anmerkungen erfolgen - auf Auswertung der FW-Protokollbücher und den Aufzeichnungen des Stadtbrandinspektors Walter WEICKERT sowie von mündlichen Überlieferungen des ehemaligen stellvertretenden Ortsbrandmeisters Wilhelm REINHARDT II.

Alle verwendeten Fotos - ohne Bildnachweis - wurden dem FW-Archiv entnommen.

5.1 Paul HOFFMANN führt die Wehr 18 Jahre

Daß die Schlagkraft einer Feuerwehr auch von den fachlichen und menschlichen Qualitäten ihrer Führer und deren Akzeptanz durch die Mannschaft positiv beeinflußt wird, ist eine altbekannte Erkenntnis.

Der ab 1894 mit der Führung der Wehr beauftragte Metzgermeister Paul HOFFMANN besitzt diese Eigenschaften und auch das erforderliche Durchsetzungsvermögen. Im Jahr seiner Amtseinführung wird zunächst eine weitere Saug- und Druckspritze angeschafft.

Es beginnt eine gedeihliche Zusammenarbeit mit dem amtierenden Bürgermeister Otto ZINSSER, der die Geschicke der Stadt von 1880-1919 leitet und sich nicht nur besondere Verdienste um die Hebung der städtischen Infrastruktur erwirbt, sondern auch als Feuerwehrinspektor im Schlitzerland bei der Modernisierung der Löscheinrichtungen in den Dorfgemeinden Akzente setzt.

5.2 Gliederung und Uniformierung

Im Jahr 1902 beträgt die Gesamtstärke der Wehr 120 Mann in folgender Zusammensetzung:

  

I. Kommandant: Paul HOFFMANN
II. Kommandant: Johann FENDT
Adjutant: Leonhard METZENDORF
Zeugwart: Georg BAUMGÄRTNER
Signalisten: Heinrich REINHARDT,
Georg SIPPEL und Adam MOHR
Steigermannschaft: 27 Mann Führer Johann PAUL
1. Spritzenzug 28 Mann Führer Christian HEIL
2. Spritzenzug 28 Mann Führer Heinrich FEICK
3. Spritzenzug 15 Mann Führer Fritz SCHUL
1. Hydrantenmannschaft   7 Mann  Führer Konrad FEICK
2. Hydrantenmannschaft   8 Mann Führer Friedr. BOHNACKER
Ordnungsmannschaft 12 Mann Führer Adam KALBFLEISCH
Wassermannschaft 12 Mann Führer Wilh. LAUTERBACH

Die in der Zeit von 1900 bis 1902 erfolgte Neuuniformierung besteht aus einer „zivilen Hose“, einem braunen „Brandrock“ mit textilem Gürtel und dem schwarzen Lederhelm. Die Steiger sind ausgerüstet mit einem Ledergurt mit Sicherheitshaken, Beil und Rettungsseil. Uniform und Zubehör sind zu Hause aufzubewahren. Bei Übungen oder im Ernstfall hat jeder Feuerwehrmann uniformiert und ausgerüstet am Spritzenhaus anzutreten.

Am Jahresanfang werden vier bis fünf Gespannführer bestimmt, die im Alarmfall mit angeschirrten Pferden am Spritzenhaus zu erscheinen haben (Bespannung der Spritzen und sonstigen Transporten). Bei nachbarlicher Löschhilfe werden diese Transporte vergütet. Innerhalb der Gemarkungsgrenze hat dies unentgeltlich zu erfolgen.

Dieses Haus (Hindenburgstr. 6) hat jahrhundertelang als Spritzenhaus gedient. In seiner heutigen Form ist es jedoch erst 1809 erbaut worden. Vorher -  seit 1723 - befand sich dort ein kleineres Spritzenhaus mit Wohnung des Torwächters Obertor (Foto: Oskar DIEGELMANN, Schlitz).

5.3 „Exerzieren ist Pflicht einer jeden uniformierten Truppe“

Diese Feststellung des Lauterbacher Kreisbrandinspektors im Jahr 1933 ist nicht neu und zählt schon zu „Kaiser-Zeiten“ zu den unverzichtbaren Formen einer jeden Übung. So auch bei der - auf Anregung des Kommandanten HOFFMANN - am 1. August 1902 angesetzten Bezirksübung. Diese Übung wird wie folgt durchgeführt:

  

1.

15.15 Uhr, Paradeaufstellung der Wehren auf den Pfarrwiesen (Bereich Bleichenstraße/Bruchwiesenweg) in fünf bis sechs Treffen (Abteilungen). Die Schlitzer Wehr bildet den linken Flügel.

2. Nach Besichtigung der angetretenen Wehren durch die Behörde findet ein Einzelexerzieren statt.
3. Es folgt ein Gesamtexerzieren aller Wehren.
4. Jede Wehr hat am Schlitzfluß die Geräte abwechselnd in Bereitschaft zu setzen und zwei Minuten zu pumpen.
5. Löschangriff aller Wehren auf eine am unteren Stadtberg gelegene Häuserreihe.
6. Vorbeimarsch und Feier im Lokal von Heinrich GUNTRUM. Die Ausgaben für die erforderliche Musik bezahlt die Gemeinde.

 

Die Leistung der Schlitzer Wehr im Fuß- und Geräteexerzieren wird mit der Note “1“ bewertet.

Es ist anzunehmen, daß HOFFMANN - im Rückblick auf die Brandkatastrophe im September 1898 in Bad Salzschlirf, wo 84 Gebäude eingeäschert wurden - daran gelegen war, die Zusammenarbeit der Wehren zu fördern. Für weitere Übungen dieser Art fehlt jedoch die Bereitschaft der in Frage kommenden Feuerwehren.

Dem technischen Fortschritt folgend werden die seither üblichen Schlauchverschraubungen ab 1902 durch sogenannte „METZsche Verkupplungen“ ersetzt. Es handelt sich hierbei um Kupplungen „mit zwei gleichen Hälften“ (wie wir sie heute kennen). Der positive Aspekt dieser neuartigen „Schnellkupplungen“ liegt im Zeitgewinn beim Aufbau von Schlauchstrecken.

5.4 Erste Ehrungen

Im Jahr 1904 wird erstmals das von „Sr. Königlichen Hoheit dem Großherzog“ im Jahre 1883 in Hessen eingeführte Feuerwehrehrenzeichen für 25-jährige ununterbrochene Dienstzeit an zwei Mitglieder der Schlitzer Wehr verliehen.

Geehrt wird der Abteilungsführer Friedrich ECKHARDT sowie der Obersteiger Karl GUNTRUM. Die nächste Verleihung erfolgt 1912 an den Feuerwehrmann Ludwig HAHN und an den II. Kommandanten Johann PAUL.

5.5 Das Rapport-Buch der Feuerwehr

Kommandant HOFFMANN ist es, der ab 1902 ein sogenanntes „Rapport-Buch“ führt, indem er auch über Vorgänge berichtet, die nicht direkt mit dem Feuerlöschwesen zusammenhängen (vgl. Kap. 5.6). Die Übungstätigkeit der Wehr besteht im Jahresverlauf aus vier Übungen und dient in erster Linie der Überprüfung des Zustandes der Löschgeräte. Jeder Mangel wird vom Kommandanten im Rapport-Buch vermerkt, das von Bürgermeister ZINSSER stets gelesen und mit einem entsprechendem Vermerk gegengezeichnet wird.

Neue Mitglieder der Wehr werden mit Handschlag verpflichtet, „ ...ein Akt - so HOFFMANN - den ich seit dem vorigen Jahr (1902) eingeführt habe“. An anderer Stelle heißt es: „ ... es ist erforderlich, daß die Steigermannschaft um 6 bis 8 Mann verstärkt wird. Ich habe als langjähriger Feuerwehrmann die Erfahrung gemacht, daß nur dann ein korrektes Vorgehen bei Brandfällen möglich ist, wenn die genügende Anzahl von Steigern vorhanden ist.

Die Spritzenmannschaft hat die Geräte zu bedienen und darf unter keinen Umständen in brennenden Häusern sich zu schaffen machen..... “. Weiter empfiehlt der Kommandant „ ... ,daß die Abteilungsführer Tabellen in den Händen haben, aus denen hervorgeht, in welchen Straßen und an welcher Stelle die Hydranten angebracht sind.“ Zudem werden Ersatzbeschaffungen angemahnt und dergl. mehr.

Feuerwehr und Feuerwehrkapelle im Jahr 1906 anläßlich des Empfanges von Kaiser Wilhelm II. am Bahnhof.

Die kaiserliche Leibgarde in Anwesenheit der „städtischen Ordnungsmacht“ vor dem Hotel Deutsches Haus (  Ringmauer 16).

Im Vordergrund links: der legendäre Schlitzer Polizeidiener LOTZ; im Türrahmen links: FW-Kommandant Paul HOFFMANN; rechts: Spritzenmeister Fritz SCHUL (Foto: im Besitz von Otto OTTERBEIN, Schlitz).

5.6 Repräsentationsaufgaben

Die Feuerwehr war damals - weit mehr als heute - ein Teil der Bevölkerung, und so werden auch alle größeren Ereignisse in unserer Stadt mit der Feuerwehr in Verbindung gebracht. Es wird an nationalen Feiern teilgenommen, Spalier bei Kaiserbesuchen oder das Trauergeleit beim Tode von Mitgliedern des gräflichen Hauses gestellt.

Überhaupt, die Besuche seiner Majestät Kaiser WILHELM II. bringen immer eine gewisse Aufregung in die sonst so ruhige kleine Stadt. Laut Rapportbuch weilt der Kaiser Ende April/Anfang Mai in den Jahren 1904, 1906 und 1907 zur Auerhahn-Jagd in Schlitz (weitere, bzw. frühere Besuche werden nicht erwähnt). Die Feuerwehr übernimmt den Ordnungsdienst und steht Spalier „vom Bahnhof bis zum Schloß“. HOFFMANN vermerkt 1907 auch die Anzahl der eingesetzten Wehrmänner und zwar aus Schlitz 90 Mann, Hutzdorf 30 Mann, Pfordt 54 Mann, Rimbach 43 Mann, Unterschwarz 21 Mann, Sandlofs 28 Mann und Üllershausen 30 Mann. Die Feuerwehren aus dem Kreutzersgrund stehen bei der Durchfahrt seiner Majestät an den Bahnhöfen ihrer Gemeinden. Weiter erfahren wir von einer FW-Kapelle (s. Foto), die den Kaiser und sein Gefolge mit klingendem Spiel vom Bahnhof zum Schloß geleitet.

Ende 1912 muß HOFFMANN (1853-1933) aus gesundheitlichen Gründen sein Amt niederlegen. Aufgrund seiner besonderen Verdienste wird ihm im April 1913 das Silberne Verdienstkreuz PHILLIPS des Großmütigen verliehen.

Neuer Kommandant wird Schreinermeister Johann PAUL, der bis­herige II. Kommandant. Zum Stellvertreter wird August HINKEL ernannt.

5.7 I. Weltkrieg und Nachkriegszeit

Die vom Kommandanten PAUL für den 2. August 1914 angesetzte Übung kann nicht stattfinden: Zwischenzeitlich war Mobilmachung und 70 Feuerwehrmänner werden bereits in den ersten Kriegstagen einberufen. Die entstandenen Lücken werden, so gut es eben geht, mit älteren Freiwilligen geschlossen. Über die Tätigkeit der Wehr während des Krieges gibt es nicht viel zu berichten. Es finden weiterhin in regelmäßigen Abständen Übungen statt. Im Juli 1917 wird bei einem Großbrand in Pfordt (Anwesen SCHÄFER/MÖLLER) Löschhilfe geleistet, und im November 1918 kommt es zu einem Großbrand in Schlitz, dem die Weberei KRUPPERT zum Opfer fällt. Infolge schlechter Löschwasserversorgung kann nur ein angrenzender Gebäudeteil gerettet werden.

In der wohl unsicheren Nachkriegszeit (1919) wird die Wehr mit Polizeiaufgaben beauftragt. Sie hat, wie die Heimatpresse berichtet, „ ... als Volkswehr mit nächtlichen Patroulliengängen in der Stadt begonnen“. Und am 12. August 1919 schreibt der Schlitzer Bote: „Nach der gestrigen Feuerwehrübung wurden auf Veranlassung des Kreisamtes Lauterbach auf dem Rathaus den Mitgliedern der im Frühjahr gegründeten Schlitzer Volkswehr Gewehre ausgehändigt und die Wehr durch Herrn Beigeordneten ZÖLLER verpflichtet.“

In Schlitz kommt es aber zu keinen Zwischenfällen. Offenbar hat die nächtliche Anwesenheit von bewaffneten Feuerwehrmännern ihre abschreckende Wirkung nicht verfehlt.

5.8 Auf dem Weg zur Motorisierung

Schon im ausgehenden 19. Jahrhundert sind fahrbare (Hand- oder Pferdezug) „Feuerspritzen mit Motorbetrieb“ entwickelt und gebaut worden, so von DAIMLER 1888, MAGIRUS 1893 und von BACHERT 1897. Aber so richtig weiter kommt man erst, als die Kolbenpumpe durch die inzwischen weiter entwickelte Zentrifugal-Pumpe zur „Hochdruckpumpe“ abgelöst wird. Damit ist das bis heute gültige Prinzip aller Löschpumpenantriebe geschaffen.

Unabhängig davon bauen 1908/09 die Süddeutsche Automobilfabrik (später DAIMLER/BENZ) und die Feuerwehr-Gerätefabrik C. METZ gemeinsam die erste fabrikmäßig hergestellte „Benzin-Kraftfahrspritze“ mit einem 750 l Was­serbehälter und am Rahmenende eingebauter Kreiselpumpe. Damit ist dann in groben Umrissen schon das heutige Löschfahrzeug konzipiert, obwohl es noch so manche Wand­lung erfahren sollte.

Nach den nun leistungsstarken und in Serie gebauten zweirädrigen Motorspritzen setzt Mitte der 20er Jahre eine rege Nachfrage ein.

5.9 Auch in Schlitz steht eine Motorspritze auf der Wunschliste

Im Jahr 1919 wird Dr. Fritz NIEPOTH Bürgermeister der Stadt und als Direktor der Wehr liegt ihm deren Entwicklung ebenso am Herzen wie seinem Vorgänger ZINSSER. NIEPOTH kann aber aus naheliegenden Gründen (Nachkriegszeit, Inflation) zunächst nicht viel bewegen. Erst im Jahr 1926 gibt der Gemeinderat seine Zustimmung zur Beschaffung einer Motorspritze.

Die Wahl fällt auf die vollgummibereifte, 35 PS starke „Benzin-Motorenspritze“ vom Typ „FLADER Lafette 1300“, die in Jöhstadt a.d. Saale gebaut wird. Hinzu kommen noch 600 m Schlauchmaterial.

Leistung der Spritze: 1.000 l/min, bei 70 m Förderhöhe, 1.300 l/min bei freiem Auslauf; Saughöhe 8-9 m, Drehzahl 2.100 U/min.

Gesamtkosten der 1927 ausgelieferten Spritze: 5.840 RM.

Der Finanzierung liegt ein ebenfalls im Jahr 1926 gefaßter Beschluß zugrunde, nach dem sich alle Schlitzerländer Gemeinden (mit Ausnahme von Hartershausen, das erst 1928 nachzieht) bereit erklärt haben, die Gesamtkosten - nach dem Vorbild des bis 1893 bestandenen Spritzenverbandes - gemeinsam zu übernehmen. Die anteiligen Beiträge werden mit einer Mark pro Kopf nach der Einwohnerzahl der Gemeinden errechnet. Hiermit ist auch beschlossen, daß die Motorspritze als „Bezirksspritze“ im gesamten Schlitzerland eingesetzt wird.

Zur Spritzenmannschaft der ersten Stunde gehören: Christian HAAK (Spritzenmeister), Emil THÖT (LKW-Fahrer bei Überlandeinsätzen), Heinrich HEIL, Heinrich ADOLPH, Heinrich KARN 8., Heinrich ECKHARDT, Heinrich DICKERT, Heinrich ULLRICH, Karl SCHAUB und Georg JUNG.

5.10 Kein Platz für eine fahrbare Leiter

Alle Löschgeräte sind bisher in dem 1809 wieder errichteten Spritzenhaus (Torhaus auf der Wacht) untergebracht. Die Unterbringung weiterer Gerätschaften ist aufgrund der räumlichen Enge nicht möglich.

Alle Feuerleitern und Einreißhaken befinden sich nun in einem separaten Leiterhaus „Am Kumpftreppchen“ (siehe Foto). Um Platz für die Motorspritze zu schaffen, muß 1927 eine der Saug- und Druckspritzen in die Scheune der Färberei SCHMIDT (heute DÜRR, Am Kumpftreppchen 1) ausgelagert werden. Bereits im Jahr 1903 stellt Kommandant HOFFMANN erstmals Antrag auf Beschaffung einer „dringend notwendigen“ fahrbaren Leiter. 1904 wird mit dem Kauf einer zweiteiligen Schiebeleiter das Leiterproblem zwar verbessert, aber nicht gelöst. 1905 protokolliert HOFFMANN, daß der Anschaffung einer mechanischen Leiter „erst nach Klärung der Unterbringungsfrage näher getreten werden kann.“ 1906 plant die Stadt anstelle des alten Leiterhauses einen 3 x 11,50 m großen Neubau. 1912 - sechs Jahre später - wird an gleicher Stelle die Errichtung einer „Halle für Feuerwehrgerätschaften“ projektiert. Aus heute unbekannten Gründen wird keines dieser Vorhaben realisiert .

Im März 1929 (!) pachtet die Stadt schließlich „einen Raum im Nebengebäude der Vorderburg“ für die Unterbringung der in der Färberei SCHMIDT stehenden Spritze sowie für die beiden Hydrantenwagen und der wiederholt beantragten fahrbaren Leiter. Noch im gleichen Jahr erfolgt dann die Indienststellung der von der Fa. BACHERT gelieferten „mechanischen Zweiradleiter“. Die Kosten betragen 1.225 RM.

Ebenfalls im Jahr 1929 wird mit einer auf dem Dach des Spritzenhauses installierten Feuersirene die bisherige Alarmierung der Wehr durch Sturmglocke und Hornisten auf Sirenenalarm und Hornsignal umgestellt.

Erwähnt werden soll noch, daß im Jahr 1921 das gräfliche Rentamt die Erlaubnis zur „Trocknung der Spritzenschläuche“ an der Giebelseite des Benderhauses erteilt. Außerdem ist einer Statistik zu entnehmen, daß die Wehr um 1925 aus 163 (!) Mitgliedern besteht. An Löschgerätschaften sind vorhanden:

1          Saugspritze
2          vierrädige Fuhrspritzen
2          Hydrantenwagen
1          Schlauchwagen
250 m ungummierte Hanfschläuche
3          Anstelleitern (1 davon mit Stützen)
4          Haken- und 2 Dachleitern.

Für die Löschwasserentnahme stehen außer den offenen Gewässern (Sengelbach/Schlitzfluß) nun 41 Unterflur- und 2 Oberflurhydranten zur Verfügung.

1927: Eine FW-Abordnung anläßlich des 40-jährigen Dienstjubiläums von Kommandant Johann PAUL vor dem Spritzenhaus, „Auf der Wacht“.

 

Sitzend:    H. KAISER, ? Bernstein, A. FEICK

1. Reihe:    H. BECKER (Schuhmacher), Ph. SUPPES, W. HEIDKAMP, Joh. PAUL (Kommandant), H. BOHNACKER (Krämpelmarkt), K. FEHR (Hornist)

2. Reihe:    Berth. GÖTTLICH, K. ALLES (Hintergasse), H. KARL (Schneider), Joh. KALMBACH (Landwirt), Fr. KATZ (Metzger), Joh. QUANZ, Chr. GNISS (Landwirt)

3. Reihe:    Fr. HABICHT (Schlosser), Joh. HEIL (Hintergasse), Fr. JUNGBLUT (Café Jungblut), K. SCHMIDT (Schneider), Joh. RUMPF (Hintergasse), Fr. HEIL (Landwirt), Chr. GESSNER (Sattler), H. HAHN (Knottenberg)

 

(Foto: im Besitz von Otto OTTERBEIN, Schlitz).

5.11 Führungswechsel und Brandgeschehen

Im April 1930 werden anstelle des bisherigen Kommandanten Johann PAUL und dessen Stellvertreter Heinrich PFIFFERLING, die beide ihre Ämter niedergelegt hatten, „die vom Gemeinderat gewählten Nachfolger“ Kaufmann Kurt MOHR und Landwirt Karl PFIFFERLING III. von Bürgermeister NIEPOTH in ihr neues Amt eingeführt.

Die neue Wehrführung sieht sich noch im gleichen Jahr mit zwei Großbränden konfrontiert: Am 4. August 1930 brennt der städtische Dreschschuppen mit 85 Fuhren ungedroschenem Getreide restlos nieder. Die Dreschmaschine kann jedoch gerettet werden.

Nur 8 Tage später, am 12. August, brennt die große Dreschhalle im Torgarten des Gutes Hallenburg ebenfalls ab. Neben den gesamten Erntevorräten wird hier auch die Dreschmaschine ein Raub der Flammen. Trotz enormer Strahlungshitze und starkem Funkenflug kann ein Übergreifen des Feuers auf benachbarte Scheunen und den Fachwerkbau „Polenhaus“ verhindert werden.

Der nächste größere Einsatz erfolgt am 14. Oktober 1932 in Berns­hausen. Hier kommt es fast zu einer Katastrophe. Durch heftigen Sturmwind begünstigt war bereits vor dem Eintreffen der Schlitzer Wehr das Feuer vom Brandherd auf gegenüberliegende Gehöfte übergesprungen, so daß auch die Wehren aus Niederstoll und Ützhausen sowie die Motorspritzenzüge aus Lauterbach und Fulda alarmiert werden. Es gelingt jedoch noch vor dem Eintreffen der Fuldaer Wehr den Brand zu lokalisieren. Dem Feuer fallen drei Wohnhäuser, vier Scheunen und mehrere Stallungen zum Opfer.

Am 21. Dezember d.J. wird die Wehr noch beim Dachstuhlbrand in der Günthergasse (Metzgerei WEBER) eingesetzt. Hier sind die gelagerten Heu- und Strohvorräte in Brand geraten. Durch schnelles Eingreifen kann eine Ausdehnung des Brandes verhindert werden. Nachbargebäude kommen nicht zu Schaden.